Madame empfängt

Ursula Neeb

1836, Frankfurt: Um über die Runden zu kommen, arbeiten viele Dienstmädchen nebenbei als Prostituierte. So auch Gerlinde Dietz, die ihre zwei unehelichen Kinder, die bei ihrer Tante aufwachsen, finanziell unterstützt. Doch der offenkundig aus gutem Hause stammende Freier wird zu ihrem letzten Kunden. In der Kutsche, in der die beiden ihr Treffen haben, vergiftet er die junge Frau…

Die Polizei ist an einer Aufklärung nicht sonderlich interessiert, handelt es sich in ihren Augen doch um ein liederliches Frauenzimmer, das einem schmutzigen Gewerbe nachging. Trotz Augenzeugen gelingt es der korrupten Behörde nicht, dem Mörder auf die Spur zu kommen. Die Frankfurter Dichterin Sidonie Weiß ermittelt also auf eigene Faust, denn diese Ignoranz und Ungerechtigkeit möchte sie so nicht stehen lassen. Darüberhinaus ist es nur einer in einer Serie von Giftmorden und künftige Opfer sind zu befürchten. Gemeinsam mit ihrem Jugendfreund Johann Konrad Friedrich deckt die alleinstehende Frau die Abgründe des bürgerlichen Frankfurt zur Biedermeierzeit auf und kommt dem Mörder gefährlich nahe.

In damaligen Zeiten war das Frauenbild noch ein sehr viel ungerechteres als heute. Die Ausbeutung des Dienstpersonals war ebenso gang und gäbe wie die verschiedenen Maßstäbe an die Moral von Frauen und Männern oder das Recht auf Selbstbestimmung. Die Hauptperson Sidonie Weiß muss da schon als revolutionär gelten, da sie allein lebt und ihren Lebensunterhalt bestreitet. Darüberhinaus schaut sie auch über den Tellerrand ihrer Gesellschaftsschicht und bringt Verständnis für gescheiterte Existenzen auf. Als Detektivin braucht sie zwar den Schutz männlicher Begleitung, dennoch ist sie diejenige, die mit scharfem Verstand und großem Einsatz den Serienmörder zur Strecke bringt.

Zum heutigen Weltfrauentag kommt dieser historische Roman also wie gerufen. Eine starke Frau, die sich gesellschaftliche Ungerechtigkeiten nicht gefallen lässt, ist ein gutes Beispiel für Frauenpower. Die damaligen Verhältnisse stellt die Autorin spannend dar und zeichnet ein realistisches Bild des Biedermeier. Eine interessante Lektüre für alle Leser:innen!

Details zum Buch:

1.Neuausgabe 2021

Gmeiner Verlag

ISBN 978-3-8392-0047-6

Bettina Armandola

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