Fleisch ist mir nicht wurst
Kein Fleisch ist auch keine Lösung – ein Metzgersohn über den Respekt vor dem Tier auf dem Teller
Wollen wir Fleisch essen, müssen Tiere dafür sterben. Eine Tatsache, die seit Langem schon und immer mehr verdrängt wird. Statt beim Metzger, wo das Steak noch vor unseren Augen vom Stück geschnitten wird, kaufen wir es im Supermarkt – aufs Gramm genau portioniert und abgepackt, nur an den Etiketten wird noch erkennbar, um welches Tier es sich einmal gehandelt hat.
Wir essen Tiere, ohne uns Gedanken darüber zu machen, wie sie gelebt haben und gestorben sind. Und plagt uns das schlechte Gewissen oder ekelt uns die Massentierhaltung und ein Fleischskandal, greifen wir zu veganen Bratlingen, die Fleisch imitieren.
Metzgersohn Klaus Reichert wirbt für mehr Wertschätzung der Wurst und Respekt für die Tiere, die dafür ihr Leben lassen müssen. Denn er selbst stammt aus einer Familie, die schon in der dritten Generation dafür sorgt, dass Fleisch etwas Besonderes bleibt.
Der Titel hat mich neugierig auf diese Buch gemacht, zumal die Diskussionen betreffend des Fleischgenusses immer mehr werden. Und schon auf den ersten Seiten steigt man so richtig in das Leben eines Metzgerssohnes ein: ein Schwein wird geschlachtet. Diesmal literarisch, damals real. Solch ein Ereignis vergisst man wirklich nicht mehr. Aber nicht nur davon erfährt der Leser. Gestartet wird, wie sein Großvater vom Schwabenland nach Frankfurt-Höchst umgezogen ist, und dass dessen Leben seine Arbeit war. Da gab es keinen 8 Stunden-Arbeitstag, die Arbeitskleidung wurde untertags nur selten gegen eine andere Bekleidung gewechselt, und so mancher Kunde kam auch außerhalb der Öffnungszeiten. Informativ und unterhaltsam verfolgt man die Familiengeschichte und den Wandel der Zeit, der das Leben und Arbeiten in der Metzgerei verändert hat. Auch die Einstellung und der Zugang des Konsumenten zum Fleisch wurden anders. Und so wundert es niemanden mehr, wenn man keinen Fleischhacker im Ort mehr findet. Jetzt führt sein Bruder das Geschäft. Ob der Laden in 4. Generation weitergeführt wird, bleibt offen.
Über den Autor:
Klaus Reichert, geboren 1963 in Frankfurt-Höchst, wuchs in einer Metzgerfamilie auf. Er schreibt Drehbücher und Hörspiele und hat als Ghostwriter Sachbücher verfasst. Als freier Journalist moderiert er im Radio Talksendungen und aktuelle Magazine und er war Anchor einer Bundesligashow. Klaus Reichert ist Kommunikationsberater eines Bestattungshauses und gehört zu den Gründern der Künstlergruppe Gotensieben, deren Ausstellung »Metzgerei Seele & Söhne« große Beachtung fand. Mit seinem Bruder Thomas, der den Familienbetrieb übernahm, verbindet ihn eine enge Beziehung, bei der es häufig um die Wurst geht. Beide leben im Frankfurter Raum.
Details zum Buch:
Broschiert, 192 Seiten
ISBN: 978-3959673693
Harper Collins Verlag
Christina Burget
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