Warschau im Zweiten Weltkrieg: Der kleine Pawel wächst wohlbehütet in einem bürgerlichen Haushalt auf. Doch als der Krieg kommt und sein Vater sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagiert, ändert sich alles. Die Familie lebt in ständiger Gefahr. Eines Nachts bringt der Vater einen schwer verwundeten englischen Kampfpiloten mit nach Hause, um ihn in Würde sterben zu lassen. Doch entgegen jeder Wahrscheinlichkeit überlebt der Pilot und löst damit eine Kette folgenschwerer Ereignisse aus … England, viele Jahre später: Pawel führt ein Leben als freier Künstler. Tief in sich trägt er die Erinnerung an die Erlebnisse seiner Kindheit – daran, wie er mit seiner Mutter in den Wald fliehen musste und dort Monate verbrachte, jenseits von allem, was er kannte, allein inmitten der Natur. Die Geschehnisse dieser Zeit haben beide ganz unterschiedlich geprägt und für immer aneinander gebunden; doch in der Gegenwart stellen sich Mutter und Sohn Hindernisse in den Weg, die es ihnen schwer machen, wieder zueinander zu finden …
Biermösel von Manfred Rebhandl erschienen bei Haymon
Dieser Krimi ist einfach grandios. Er ist so großartig und auch lustig geschrieben, mit einem richtigen Schmäh, dass man die Geschichte einfach lieben muss. Hier findet man gleich mehrere Kultkrimis in einem Buch vereint, stundenlange Unterhaltung ist fix – bitte unbedingt lesen. Biermösel ist etwas ganz Besonderes!
Zum Inhalt:
Sittenverfall im schönen Aussee
Endlich: Manfred Rebhandls Kultfigur Biermösel, seines Zeichens trostloser Ausseer Gendarm mit Verdauungs- und auch sonstigen Störungen, darf wieder ermitteln. Wobei „ermitteln“ eigentlich das falsche Wort ist für die Aktivitäten des Biermösel, der ständig bedauert, damals doch nicht Bierlieferant geworden zu sein. Seine Freuden bestehen im maßlosen Verzehr von Schweinsbraten sowie im aberwitzigen Konsum von Bier und Marillenschnaps.
Nur Bier, nie Möse
Weder beruflich noch privat kann er irgendwelche Erfolge vorweisen. Gut, ist auch schwierig: Mal muss er sich mit dem alternden Puffkaiser Schlevsky und dem gestörten Lehrer und Möchtegern-Niki-Lauda Mallinger herumschlagen, mal kämpft er vergeblich um einen Kanalanschluss für die Pension seiner Schwester Roswitha. Bis es ihm zu viel wird und er nur einen Ausweg sieht: die Klimaerwärmung mithilfe einer Weißbier-only-Diät durch Eigenemissionen derart anzuheizen, dass es einen im verdammten Ausseer Sommer nie mehr friert, Kruzifix!
Achtung: Kultverdacht
Lange vergriffen, heiß ersehnt, endlich da: Die vier bisher erschienenen Biermösel-Krimis „Lebensabende und Blutbäder“, „Löcher, noch und nöcher“, „Scheiß dich nicht an – lebe!“ sowie „56,3° im Schatten“ werden erstmals gesammelt in hochwertiger Ausstattung neu aufgelegt. Als Draufgabe gibt es eine brandneue Biermöselgeschichte: In dieser hat es ein charismatischer, aufstrebender Bürgermeister im Slim-Fit-Trachtenanzug („Ich habe die lange Gerade im Silbertannenwald im Alleingang geschlossen!“) auf die hochtrainierte Säuferleber vom Biermösel abgesehen. Rebhandls politisch unkorrekter Humor ist die Entdeckung für alle, die Stermann und Grissemann lustig finden!
Das Schneckenhaus von Mustafa Khalifa erschienen bei Weidle
Für dieses Buch braucht man starke Nerven. Es werden Situationen geschildert, die einen nicht mehr loslassen. Situationen, die in manchen Ländern dem Alltag entsprechen, mit dem die Menschen vor Ort leben und umgehen müssen. Es sind Situationen, die wir uns nicht vorstellen können, die es aber gibt und deswegen finde ich es sehr mutig dieses Buch zu schreiben und anderen diese Geschichte zu erzählen! Für Alle, die ihren Horizont erweitern möchten und die Augen vor Geschehnissen in der Welt offen haben.
Zum Inhalt:
Jemand mußte ihn verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Abends verhaftet.
Der junge syrische Absolvent der Pariser Filmhochschule kommt nach sechs Jahren in Frankreich am Flughafen von Damaskus an und wird bei der Einreise festgenommen und in eine Abteilung des Geheimdiensts gebracht, wo er sofort gefoltert wird.
Das geschieht Anfang der 1980er Jahre und sollte die erste Station einer dreizehnjährigen Reise durch die Hölle werden. Man wirft dem jungen Mann vor, der verbotenen Muslimbruderschaft anzugehören, obwohl er getaufter Christ ist und Atheist dazu. Es gibt weder eine Anklage noch eine Gerichtsverhandlung. In dem schlimmsten aller Gefängnisse, dem Wüstengefängnis bei der Oasenstadt Palmyra (arabisch Tadmur), gerät er zwischen die Fronten der dort inhaftierten Muslimbrüder, die ihn als Ungläubigen töten wollen, und den Wärtern, die ihn schlagen und foltern. Er überlebt, indem er sich in sich selbst wie in ein Schneckenhaus zurückzieht und durch ein Loch in der Wand die Vorgänge im Gefängnishof beobachtet. Er führt ein Gedankentagebuch, das er nach seiner Freilassung zu Papier bringt, um den Terror zu dokumentieren und die Erinnerung an die Gefangenen und Ermordeten wachzuhalten.
Mustafa Khalifa hat aus eigenen Erfahrungen heraus geschrieben, er war von 1981 bis 1994 ohne Anklage oder Prozeß in diversen syrischen Gefängnissen inhaftiert, die meiste Zeit in Tadmur. Sein Roman ist als Tagebuch erzählt, allerdings ohne Jahreszahlen und ohne Ortsnamen. Ein Bericht aus der Hölle, kühl und distanziert, so schmerzhaft wie notwendig. Der Text erschien auf arabisch zuerst im Internet. Er spielte eine wesentliche Rolle beim Beginn der syrischen Revolution. 2007 wurde er auf französisch publiziert, ein Jahr später auf arabisch. Khalifa wurde 1948 in Dscharabulus, Syrien, geboren und wuchs in Aleppo auf. Schon früh engagierte er sich politisch und wurde deshalb zweimal verhaftet. 2006 konnte er in die Vereinigten Arabischen Emirate ausreisen; von dort gelangte er nach Frankreich. Sein Roman erschien bereits auf französisch, englisch, spanisch, italienisch und norwegisch.
Larissa Bender übersetzt aus dem Arabischen und ist Herausgeberin des Bandes Innenansichten aus Syrien. 2018 erhielt sie für ihre Übersetzertätigkeit und ihr Engagement im deutsch-arabischen Kulturaustausch das Bundesverdienstkreuz. Sie lebt und arbeitet in Köln. Im Weidle Verlag erschien ihre Übersetzung von Niroz Malek, Der Spaziergänger von Aleppo.
»Ein schmerzhafter Roman, der nach Leben schreit, ein gewaltsamer Roman, der um Gnade bittet … Khalifas Werk zeigt, daß Kunst ein Zeugnis für Menschlichkeit sein kann. Für mich ist Das Schneckenhaus ein einzigartiger Roman, eine grandiose schöpferische Leistung, wie ein perfekt inszenierter Film auf Papier. Voller Schmerz zwar, doch wird der Leser jedem Schritt des Erzählers bis zum Schluß gebannt folgen.«
Rafik Schami
Kommentar verfassen