Norman Eisen

Anfang des 20. Jahrhunderts, genauer in den 1920er Jahren, liess der jüdische Industrielle Otto Petschek einen Palast in Prag erbauen, dessen Mauern heute von den dramatischen Ereignissen in der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erzählen wissen. Denn das Haus beherbergte die unterschiedlichsten Menschen, nachdem die Familie des Erbauers vor den Nazis flüchten musste…
Darunter Oberst Rudolf Toussaint, der als Hitlers Statthalter und deutscher Militärattaché in Prag stationiert war und während des Zweiten Weltkriegs das Schicksal der Stadt Prag in Händen hielt. Oder den ehemaligen Schauspielstar Shirley Temple, die als US- Botschafterin, geprägt von der Niederschlagung des Prager Frühlings, in ihrer zweiten Karriere Ende der achtziger Jahre die Rückkehr der Demokratie unterstützte. In dem legendären Haus hielt sich auch der Autor dieses Buches als Botschafter Amerikas von 2011 bis 2015 auf, weshalb sein Bezug zu dem faszinierenden Gebäude auf der Hand liegt. Auch die Familie seiner Mutter stammt aus Prag und wurde zum Opfer des Nationalsozialismus.
Als Sohn einer Holocaust-Überlebenden erzählt Norman Eisen besonders persönlich, lebendig und spannend. Die wechselhafte Geschichte des letzten Palastes und seiner Bewohner ist gleichzeitig die Geschichte Europas und besonders Tschechiens, die den Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Ära des Kommunismus, den Prager Frühling und die Rückkehr der Demokratie in den Fokus rückt. Ein wirklich interessantes und trotz des ernsten Inhalts sehr leichtfüßig und kurzweilig erzähltes Buch, eine Biografie eines legendären Gebäudes!
Details zum Buch:
Deutsche Ausgabe 2020
ISBN 978-3-549-07497-8
Bettina Armandola
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