T.C.Boyle
Sind wir nicht Menschen
Stories
Geschichten von zwischenmenschlichen Beziehungen und Naturgewalten in Zusammenhang mit dem Klimawandel- so könnte man die Short Stories des begnadeten Erzählers T.C.Boyle zusammenfassen. Was ihnen auch gemeinsam ist? Für mich könnten sie alle Teil eines Romans sein, die Geschichten könnten problemlos weitererzählt werden und fänden garantiert ihre Leser…
Wir begegnen einem jungen Paar mit Kleinkind, das sich in ein Haus in Italien einmietet, das von einer Ameiseninvasion bedroht wird – wie die gesamte Nachbarschaft, ja der komplette Ort. Wir treffen einen halbwüchsigen Burschen, der mit seiner Familie und der gesamten Dorfgemeinschaft in der Schule Unterschlupf vor einer Sturmflut sucht und ein älteres Ehepaar, das mehrere Dürrejahre durchzustehen hat und Wasser nur mehr als Luxusgut verwenden darf.
In der titelgebenden Geschichte geht es um eine nicht allzu ferne Zukunft, in der es neue Tierzüchtungen gibt und Kinder nach Eigenschaften bestellt werden – und während die eigene Frau den genmanipulierten Nachwuchs austrägt, ist die Nachbarin auf konventionellem Wege schwanger vom Protagonisten. Eine der stärksten Stories für mich war die letzte, „Der Flüchtling“ (wahrscheinlich auch, weil sie geradezu prophetisch die aktuelle Situation widerspiegelt) : ein eingewanderter Mexikaner, der sich nicht vorschriftsmäßig gegen Tuberkulose behandelt lässt und nun als tödliche Ansteckungsgefahr für andere polizeilich gesucht wird.
Beklemmend, traurig, witzig, ehrlich: die Kurzgeschichten von T.C.Boyle sind Appetithäppchen fürs Gehirn, unterhalten, rufen Emotionen hervor, lassen uns nachdenklich zurück, sind ganz einfach eine wunderbare, manchmal auch schmerzhafte Lektüre!
Über den Autor:
T.C.Boyle wurde 1948 geboren und unterrichtet an der University of Southern California in Los Angeles. Zuletzt erschien sein Roman „Das Licht“.
Details zum Buch:
1.Auflage 2020
ISBN 978-3-446-26558-5
Bettina Armandola
Kommentar verfassen