Der grandiose Irrtum des berühmten Seuchenarztes
Michael Lichtwarck-Aschoff

Robert Kochs Affe öffnet dem zukünftigen Mitarbeiter des berühmten Seuchenarztes die Tür zu seiner Berliner Villa, als sich der junge Doktor Walther Hesse vorstellen möchte. Das Tier namens Storm ist bei Weitem nicht das einzig Seltsame in Robert Kochs Leben, wie die Leser in diesem auf Realität beruhenden Roman, dessen Episoden allerdings fiktional sind, erfahren werden.
In drei Abschnitte untergliedert lesen wir im ersten Teil über den Kampf des Arztes gegen die Typhus- Erreger, die Kaiserdeutschland besetzt haben, im zweiten über das unrühmliche Kapitel der Experimente an Eingeborenen in Ostafrika, die an Schlafkrankheit leiden und im dritten über „Typhoid Mary“, eine gesunde Trägerin von Typhus, die über Jahrzehnte isoliert wird, um in ihrem Beruf als Köchin niemanden mehr anzustecken.
Unbestritten, dass Robert Koch wichtige Entdeckungen im Kampf gegen Seuchen und Erreger machte, doch nach Lektüre dieses Buches stellt sich die Frage, ob der Zweck immer die Mittel heiligt und welche Rolle die Politik in der Medizin spielt. Tatsächlich fand ich die Lektüre ab dem zweiten Teil, in dem ein ehemaliger Soldat seine Erinnerungen ausbreitet, der an der Seuchenexpedtion Kochs teilnahm und dann jahrelang in einer psychiatrischen Klinik verbrachte, sehr anstrengend, zum Teil langatmig, zum Teil grausam. Ich empfand den Roman als keine einfache Lektüre, auch weil mir der verbindende Faden gefehlt hat, die zugrundeliegenden Fakten jedoch waren mir neu und ausgesprochen interessant! Fazit: eigentlich ein interessanter Inhalt, der mich dennoch nicht zu hundert Prozent gefesselt hat!
Über den Autor:
Michael Lichtwarck-Aschoff ist außerplanmäßiger Professor für Anästhesiologie und Intensivmedizin und hat viele Jahre in der Forschung in München, Basel, Freiburg und Uppsala gearbeitet. Nach dem Ende der Klinikarbeit widmet er sich literarisch der Frage nach der Bedeutung und dem Ziel der Medizin.
Details zum Buch:
1.Auflage 2021
ISBN 978-3-7776-2917-9
Bettina Armandola
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