Boko Haram: Terror und Trauma

Stefan Klein

2014 werden in dem kleinen Ort Chibok im Nordosten Nigerias fast 300 Schülerinnen von der Terrororganisation Boko Haram entführt, die als Verfechter des Kalifats strikt gegen westliche Bildung ist. Schon zuvor hatten die Terroristen zahlreiche Schulen niedergebrannt, Menschen entführt und getötet und ganze Landstriche in ihre Gewalt gebracht und stießen dabei auf wenig Gegenwehr, denn ein Großteil der schlecht ausgerüsteten und bezahlten Militärs ergriff bei Gefahr die Flucht.

Nun wird das Schicksal aber, auch dank engagierter Frauen, die sich täglich treffen, um für die Freilassung der Mädchen zu demonstrieren, international bekannt. Unter dem Hashtag #bringbackourgirls! geht ein Aufschrei durch die Welt und die BBOG adressiert ihre Forderungen direkt an den nigerianischen Präsidenten. Hier wird nun das Ausmaß des Fehlverhaltens in der Politik offensichtlich: Macht und Geld gehen nicht mit Verantwortung und Engagement Hand in Hand, Korruption und diktatorische Anklänge sind Teil der afrikanischen Politik. So werden die Mädchen von der Boko Haram als Faustpfand gegenüber der nigerianischen Regierung eingesetzt und so auch zum Spielball selbstsüchtiger Politiker.

105 der gekidnappten Mädchen, die unter ärmlichsten Bedingungen von Boko Haram gefangen gehalten wurden, kehren erst 2017 zu ihren Familien zurück. Der Autor sprach mit dreien von ihnen über ihre Erfahrungen und traumatischen Erlebnisse, er beleuchtet auch, wie die Boko Haram zu einer der gefährlichsten Terrorvereinigungen werden konnte und welche Baustellen es in der Politik und Bildung Nigerias gibt.

Dieses berührende Buch gibt wirklich spannende Einblicke und vermittelt, welche Grundlagen nötig wären, um der nigerianischen Gesellschaft ihr Selbstwertgefühl zurückzugeben, damit sie nicht mehr vor willkürlicher Gewalt in Panik verfallen muss. Dazu gehören Politiker, die ihre Rolle ernst nehmen, Bildung, ein neues Frauenbild und engagierte BürgerInnen, wie die Mitglieder der BBOG. Es gelingt dem Reporter Stefan Klein hervorragend, die Leser mitzunehmen in das geschundene Herz Afrikas und auch die Probleme für die Frauen nach ihrer Heimkehr aufzuzeigen.

Über den Autor:

Stefan Klein wurde 1950 in Tecklenburg geboren und hat fast sein gesamtes berufliches Leben als Reporter für die Süddeutsche Zeitung gearbeitet. 12 Jahre lang war er als Korrespondent in Afrika tätig.

Details zum Buch:

2019

Verlag Antje Kunstmann

ISBN 978-3-95614-324-3

Bettina Armandola

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